1 Jahr Shared Leaderhsip im People & Culture: Unser Erfahrungsbericht

Führung neu denken – das ist nicht nur ein Trend, sondern gelebte Realität bei den Platzl Hotels München.

Seit dem 01.01.2025 teilen sich Sophia und Nina die Leitung des Bereichs People & Culture. In diesem Interview geben sie Einblicke in ihre Beweggründe, Erfahrungen und Learnings rund um das Modell Shared Leadership. Ihr Ziel: Mut machen für neue Wege in der Führung und zeigen, wie Vielfalt und Vertrauen Innovation und Kultur stärken können.

Warum habt ihr euch für Shared Leadership entschieden?

Sophia: Als ich 2024 die Position Head of People & Culture übernommen habe und Nina in Elternzeit war, war für uns beide von vorneherein klar, dass wir die Position gemeinsam innehaben, wenn Nina zurückkommt. Glück für uns, dass Heiko und die Platzl Hotels das auch mitgemacht haben.

Nina: Wir haben wohl mit den richtigen Argumenten überzeugt. Für mich ist die Aufteilung der Verantwortung optimal, da ich nach meiner Elternzeit in Teilzeit arbeiten wollte und so gleichzeitig meine Erfahrung verantwortlich einbringen kann.

Was bedeutet „Shared Leadership“ für euch persönlich und für die Platzl Hotels?

Nina: Für die Platzl Hotels und unsere Teams bedeutet unsere geteilte Führung, dass wir doppelte Power und doppelte Kompetenz einbringen. Jede von uns hat unterschiedliche Erfahrungen und Stärken, so dass wir gemeinsam ein noch größeres Spektrum abdecken als jede von uns allein. Für mich persönlich bringt das Modell v.a. zusammen mit Sophia ein effektives und gleichzeitig entspanntes Arbeiten. Wir kennen uns sehr gut und wissen wie die andere tickt und worauf wir uns verlassen können.

Sophia: Für mich bedeutet Shared Leadership ergänzend, Verantwortung zu teilen und gleichzeitig gemeinsam zu wachsen. Es ist ein Modell, das Vertrauen und Kommunikation erfordert, und genau das stärkt nicht nur uns als Führungskräfte, sondern auch das Unternehmen. Für die Platzl Hotels ist es ein Zeichen von Flexibilität und Modernität: Wir zeigen, dass Führung nicht an eine Person gebunden sein muss, sondern dass Zusammenarbeit auf Augenhöhe funktioniert. Und sehr persönlich möchte ich gerne hinzufügen, dass es ein Statement ist: Führung muss divers gedacht werden. Gerade in höheren Führungsebenen, aber auch grundsätzlich, ist es wichtig, dass unterschiedliche Perspektiven vertreten sind und dass Frauen selbstverständlich Führungsrollen übernehmen können, auch mit Kind oder wenn sie wie ich 31 Jahre alt sind. Vielfalt in der Führung ist kein „nice to have“, sondern entscheidend für Innovation und Kultur.

Wie habt ihr eure Rollen und Verantwortlichkeiten aufgeteilt?

Nina: Sophia ist bei uns im Team für die Themen Employer Branding, Teamführung, Ausbildung und KI verantwortlich. Meine Themen sind Leadership, Coaching und Personalentwicklung. Und dann gibt es noch Themen, die wir gemeinsam treiben wie bspw. Personalkostencontrolling, Beratung unserer Führungskräfte etc.

Gibt es klare Grenzen oder eher fließende Übergänge in euren Aufgaben?

Sophia: Sowohl als auch. Da wir unsere Themen strukturiert & nach Stärken aufgeteilt haben, wurden Grenzen gesetzt. Gleichzeitig gibt es fließende Übergänge, da wir dennoch in allem drin sind und uns in Abwesenheit gegenseitig vertreten können.

Welche Vorteile seht ihr darin, Führung gemeinsam zu gestalten?

Sophia: Wir betrachten Themen, bevor wir sie bspw. bei Heiko (unserem Hoteldirektor) setzen, bereits aus zwei Perspektiven. Das macht es für unser Gegenüber manchmal schwer, dagegen zu argumentieren. Gleichzeitig kann ich in meiner Abwesenheit total tiefenentspannt sein, weil Nina da ist. Wir wachsen auch am Shared Leadership Modell, weil jede sich manchmal zurücknehmen muss und vertrauen darf – so zumindest meine Wahrnehmung.

Was war die größte Herausforderung im ersten Jahr?

Nina: Wahrscheinlich bis wir uns in den ersten Wochen eingespielt hatten, wer welche Entscheidung trifft, wann wir uns abstimmen und wann wir einfach entscheiden. Wir waren recht vorsichtig unterwegs und haben lieber einmal zu viel als einmal zu wenig abgestimmt. Das läuft jetzt wesentlich simpler.

Sophia: Am Anfang war es schwierig für mich, bewusst loszulassen. Ich habe gerne alles im Blick, was vor allem die Abteilung betrifft, aber Shared Leadership funktioniert nur, wenn man Vertrauen schenkt. Das war ein Lernprozess und ehrlich gesagt auch eine persönliche Weiterentwicklung.

Gab es Momente, in denen ihr unterschiedliche Meinungen hattet – und wie habt ihr das gelöst?

Sophia: Eigentlich, gab es da kaum Situationen. Das lief alles ziemlich smooth.
Eine kleine Situation kann ich dennoch gerne teilen: Ich war im Urlaub und Nina und Heiko haben eine Personalentscheidung getroffen, bei der ich, wäre ich vor Ort gewesen, sicherlich Veto eingelegt hätte. Da ich aber im Urlaub war und wir die Vereinbarung haben, dass die andere Person in Abwesenheit Entscheidungen trifft und ich in dem Fall mitziehe, war das Thema auch wieder vom Tisch und ist für mich ok so. Vertrauen und Akzeptanz spielen da wohl eine große Rolle.

Was habt ihr über euch selbst und über Führung gelernt?

Sophia: Über mich habe ich gelernt, dass ich meine eigenen Themen brauche, die ich gestalten darf. Gerne mit einem Team gemeinsam, aber mit klarer Verantwortung bei mir. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es völlig ok ist, loszulassen und Aufgaben abzugeben. Shared Leadership macht Führung leichter und gleichzeitig stärker, weil zwei Perspektiven immer mehr sehen als eine – vorausgesetzt, man lässt sich darauf ein und kommt miteinander klar.

Wie hat euer Team auf das Modell reagiert?

Nina: Wir haben uns zu Beginn glaube ich wesentlich mehr Gedanken gemacht, ob es für sie passt und was wir noch verändern müssen. Wir hatten ständig das Gefühl Feedback einfordern zu müssen. Da aber wenig kam und unser Team immer wieder bestätigte, dass sie sich melden, wenn ihnen etwas nicht taugt, haben wir es dann einfach laufen gelassen.

Welche Veränderungen habt ihr in der Unternehmenskultur wahrgenommen?

Sophia: Ich glaube, wir haben ein starkes Signal gesetzt – bei uns im Unternehmen, aber auch in der Branche: Führung kann und muss heutzutage anders aussehen. Das hat Mut gemacht, nicht nur uns, sondern auch anderen Führungskräften. Es zeigt, dass wir offen für neue Modelle sind und dass Flexibilität bei uns gelebt wird. Das passt perfekt zu unserer Kultur, die auf Vertrauen, Augenhöhe und Zusammenarbeit basiert.

Nina: Mir ist aufgefallen, dass weibliche Kolleginnen sehr interessiert waren und sind, da es für sie ein Augenöffner war. Führungskraft in der Hotellerie und Familienplanung passt doch gut zusammen. Ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass sie nun viel mehr ihre Zukunft bei uns in der Branche sehen.

Hat sich die Zusammenarbeit mit anderen Führungskräften verändert?

Sophia: Ich würde sagen ja. Dadurch, dass wir unsere Zuständigkeiten aufgeteilt haben, arbeite ich mit einigen Bereichsleitern sehr eng zusammen, mit anderen wiederum weniger eng. Aber das ist ok, da Nina und ich uns gegenseitig updaten.

Würdet ihr Shared Leadership weiterempfehlen – und wenn ja, warum?

Nina: Ich würde Shared Leadership empfehlen, wenn man die richtige Partnerin oder den richtigen Partner dafür hat. Das ist essenziell. Diejenigen, die sich eine Führungsrolle teilen, müssen wissen, was sie können und was nicht. Wir gönnen uns gegenseitig Entscheidungen, Aufgaben und Erfolge und neiden uns nichts. Die Basis der Zusammenarbeit muss absolutes berufliches Vertrauen sein. Somit können wir uns gemeinsam auf die Sache konzentrieren und müssen keinerlei Befindlichkeiten zwischen uns klären.

Sophia: Ja, vor allem, wenn man wie Nina und ich noch andere Aufgaben hat. Bei mir ist es die Masterarbeit, welche ich aktuell schreibe, die viel Freizeit in Anspruch nimmt. Durch das Modell hatte ich die Freiheit, mich auch darauf konzentrieren zu können. Ohne schlechtes Gewissen dem Team oder dem Unternehmen gegenüber. Gleichzeitig können wir uns absprechen und ganz offen miteinander kommunizieren – manchmal muss man eben auch mal Dampf rauslassen und da hilft eine so vertraute Kollegin auf jeden Fall. Und ehrlicherweise, hätten wir nicht die Möglichkeit für das Tandem-Modell gehabt, wäre vielleicht eine von uns gegangen und das zeigt, wie wichtig es ist, neue Wege in der Führung zu gehen, um Talente zu halten.

Was sind eure nächsten Schritte in der gemeinsamen Führung?

Nina: Wir tüfteln gerade daran. Unser nächster Schritt ist zu planen, wie es ab Februar bei uns weiter geht und wie wir die Abteilung zukünftig aufstellen. Ich bekomme ein zweites Kind und werde dann wieder einige Monate in Elternzeit sein.

Welche Tipps gebt ihr anderen, die über Shared Leadership nachdenken?

Sophia: 

  • Mein erster Tipp wäre: Bewerbt Euch direkt als Tandem, wenn ihr Lust auf gemeinsame Führung habt. Meiner Wahrnehmung nach funktioniert das Modell deutlich besser, wenn man sich bereits kennt und schon miteinander gearbeitet hat.
  • Mein zweiter Tipp: Schafft Klarheit, wie ihr Euch aufteilt, wer wofür verantwortlich ist, was in Abwesenheit gilt, und kommuniziert das auch offen. Das darf aber auch Zeit in Anspruch nehmen und muss nicht an Tag 1 bereits stehen.
  • Und mein dritter Tipp, den ich superwichtig finde: Gleicher Job bedeutet gleiche Konditionen. Denn jede:r bringt ganz individuelle Stärken ein. Wenn das nicht gegeben ist, kann es schiefgehen.

Shared Leadership ist für uns mehr als ein Modell – es ist ein Statement für moderne, vielfältige und vertrauensvolle Führung. Wir hoffen, unsere Erfahrungen machen Mut, neue Wege zu gehen und Führung neu zu denken. Bei Fragen oder Interesse an Austausch: Meldet Euch gerne bei uns!